Ein compagnon beim Foto Marathon Stuttgart
Als ich ursprünglich zu compagnon kam, suchten Valentin und Vitalis nach jemandem, der sowohl ihrer Marke als auch ihrem Traum seine Stimme leihen könnte. Jemanden, der verstand was sie tun, woran sie arbeiten und warum. Jemanden der diese Dinge kommunizieren und darstellen könnte. Und jemanden der so viel wie möglich für Foto oder Film übrig hat. So wurde ich ein compagnon. Für gewöhnlich verleihe ich meine Stimme und Handschrift um euch über compagnon zu berichten, oder um die "compagnons der Inspiration" in einem Interview für euch zu portraitieren. Heute nutze ich meine Worte ausnahmsweise mal selbst: Der Anlass? Der alljährliche Fotomarathon in & durch Stuttgart. Vor meiner ersten Teilnahme hatte ich nur eine vage Vorstellung von dem, was mich dort erwartet. Es geht um Folgendes: Es gilt, im Zeitraum von 6 Stunden eine Reihe von 10 Bildern zu 10 individuellen Themen zu schießen. Diese Themen wie auch das verbindende Oberthema sind bis zum Startschuss geheim. Die Speicherkarte darf beim Zieleinlauf nur exakt 10 Bilder enthalten. Bei mehr oder weniger winkt die Disqualifikation. Ebenso darf die Reihenfolge nicht frei gewählt oder verändert werden. Löscht man etwa das Bild zu Thema 4 versehentlich oder überspringt die Aufgabe, so müssen alle folgenden Bilder automatisch auch dran glauben. Die Ergebnisse zählen nur "out of camera", Nachbearbeitung ist also vom Tisch. Knifflig und spontan. Das Unplanbare planen Mit unserem 'erfahrenen' Team-backpack waren meine Möglichkeiten wirklich umfangreich, um mich auf jede Eventualität vorzubereiten. Doch mein Ziel war es, leicht und effizient zu packen. Der Name "Marathon" kommt nicht von ungefähr. Man legt unweigerlich weite Strecken zu Fuß zurück und sucht diverse Winkel einer Stadt nach der eigenen Vision ab. Letztlich landete doch mehr Equipment im backpack, als ich letztlich gebraucht hätte. "Es kann nicht schaden, mehr als das absolut Notwendige zu haben!" So fand ich meinen Frieden mit der Ausrüstung, dem Stativ, der vollen Bandbreite meiner Objektivauswahl und dem Faltreflektor, den ich gegenüber mir selbst noch immer kaum rechtfertigen kann. Vielleicht eine Macht der Gewohnheit. Ein, für meine Touren typisches, Low Light Setup in Erwartung eines herrlichen, sonnenverwöhnten Tages. Der backpack überstrich diese Sinnlosigkeit mit dennoch komfortablem Tragegefühl. Alles wird gut. Kein Gramm zuviel für 6 Stunden strammes "urban exploring".
Packing our own backpack for photo marathon Stuttgart tomorrow. @compagnonbags
Just the start... Der wichtigste Teil der Ausrüstung ist die mentale Einstellung. Alternativ der Siegeswille. Mir ging es um das spontane Element. Um die Freude an diesem kurzen Abenteuer. Und darum, andere Kreative zu treffen und sich auszutauschen. Durch den lässigen Look des backpack war ich mir sicher, man würde mir die Zweitrangigkeit des Wettkampfgedanken ansehen. Insbesondere im Kontrast zum radikal beladenen, Spontanität ausmerzenden Siegesdurst manch anderer. Der Marathon ist offen für Starter mit Kameras aller Art. Vom Smartphone (1 Starter von 120), über den Leica Nutzer, lediglich eine M9 an einem Gurt bereithaltend, bis hin zu 'Clint Eastwood' mit doppelter 5D Mark III Combo inkl. guten 5 Kilo geballter Glas-Gewalt. Welch ein Schauspiel. Bei meinem ersten Objektivwechsel des Tages ergab sich prompt ein Austausch mit einer jungen Frau, die den Stauraum des compagnon backpack genau beäugte und die Anschaffung ihres eigenen Rucksacks bereits binnen weniger Monate etwas bereute. Mein compagnon hatte mir für den Wettkampf einen weiteren geschickt. Gemeinsam erwarteten wir den Startschuss.
Am Puls der Stadt
Ein Schirm-Thema, welches man kaum vielseitiger interpretieren könnte. Vermutlich perfekt geeignet für ein solches Event. Die einzelnen Unterthemen für die Fotos entstammten den Zeilen bzw. Versen des Stuttgarter Stadtgedichts. Manche davon boten größere, künstlerische Freiheit, andere schränkten die Möglichkeiten durch genau bezeichnete Inhalte stark ein. Etwa die Hälfte des Starterfeldes verfiel schlagartig ist eine Winter-Schlussverkaufsmetalität. Wir verzichteten auf Ultimate Fighting im Käfig (vertreten durch ein öffentliches Verkehrsmittel) und nahmen uns die Zeit, um einen sinnvollen ersten Schritt zu planen.
Foto 1: "Eine Stadt der Kunst und Kultur..." Die eigentliche Schwierigkeit nebst dem Zitat selbst, liegt in der Vorschrift, dass das erste Bild die Startnummer des jeweiligen Fotografen enthalten muss. In welcher Form spielt keine Rolle. Durch Zufall fand sich ein Parkplatz unmittelbar neben einem Laden für Körper-Kunst. Der Eigentümer kam extra auf die Straße um mich darauf hinzuweisen, dass man in dieser Straße mit jedem nicht-vorbildlichen Einparker verfahren würde wie mit dem Manchurian Kandidat. Blick durchs Schaufenster. Zeitlos #1, vom Eigentümer designed und gebaut. Das perfekte Umfeld für Kultur und Kunst, die man auf dem Kopf, auf der Haut und darunter tragen kann. Meine Startnummer, gehalten von etwas anderer, moderner, lebendiger, hautnaher Kultur. Die ideale #1 für Foto Nummer 1.
Foto 2: "...umrahmt von grün, von Wald und Flur,..." Nachdem der urbane Charakter der ersten Auslösung quasi direkt aus meinem eigentlich Stil und Geschmack zu triefen schien, war bei dieser Zeile irgendwie der Groove weg. Das Geforderte erschien sehr plakativ. Abgedroschen. Oder einfach nicht der Schuh, den ich mir gern anziehe. Den backpack nur noch halb geschultert machte ich mir darauf gefasst, in ihm eine Lösung zu suchen. Als ob Technik allein in diesen Fällen etwas hilft. Die Seitengasse wenige Meter weiter, ein Flur umrahmt von Grün, schickte der Himmel. Denn time is tight.
Foto 3: "...zu seiner Frau sagt man hier Schätzle." Die Marschrichtung war klar. Meine Mitstreiterin und mich zog es Richtung Zentrum. Dort gibt es Pärchen. Aber die findet man überall. Was macht ein "Schätzle" zu einem echten "Stuttgarter Schätzle"? Muss ein solcher Schatz immer eine Frau sein?
Foto 4: "Es lohnt sich wahrlich im Vertrauen, in Ruhe alles anzuschauen,..." Genaue Konzepte? Fehlanzeige. Ganz wie im schwäbischen "Hanoi!" steckt hier quasi die ganze Welt drin. Versteh' es doch als das, was du willst! Nichts leichter als das. Ruhe um sich umzusehen fand ich einen guten Kilometer weiter. Ein gewisses, spirituelles Vertrauen gab es inklusive.
Foto 5: "Einen Augen und auch Ohrenschmaus, bekommt man stets im Opernhaus. So ein Stilvoll edler Rahmen, erfreut sowohl Herren als auch Damen." Ein Zitat wie ein Fest für für Teilnehmer, die sich explizite Aufgaben erhofften. Ein Graus für uns. Es roch bereits nach 120 identischen Fotos. Wir verwendeten sicher 60-70 Minuten darauf, dass Opernhaus zu meiden, wie Vampire das Sonnenlicht. Edle Rahmen, Freuden für Mann und Frau. Aber charakteristisch für Stuttgart. Nicht ohne. Der Griff ging zum backpack für die schweren Geschütze.
Foto 6: "Wer sich lieber laut, nicht still, einfach amüsieren will." Samstag Mittag, extrem populäre Betriebszeit für Diskotheken und Musikevents in Stuttgart. Aber wer will sich schon an solche Ideen klammern. Laut wird es überall dort, wo ausgelassener Spaß regiert. Und wer weiß mehr über Ausgelassenheit als unbeschwerte Kids? Eben!
Foto 7: "In Stuttgart gilt auch immerfort, das Motto, es lebe der Sport. In den vergangenen 9 Kilometern hatte ich erfahren, dass meine Teamkollegin ambitionierte Triathletin ist. Aber sie nochmal vor die Kamera zu bitten, kam nicht in Frage. Zudem bietet Sport im Jahr 2016 eine größere Bandbreite als einen Fußballplatz oder das Waldschwimmbad. Es gilt lediglich, diese neuen Tempel des Sports zu finden. Hey backpack, mach' mal schnell das Tele klar!
Foto 8: "Und Bummeln, das ist nun mal so Brauch, kann man in der City auch." Na wenn's denn sein muss. Die Tatsache, dass geschätzte 90 Prozent aller transportierten Shopping-Tüten mittlerweile ein bestimmtes Design tragen, spricht zwar nicht gerade für die Region aber so einen solchen Fingerzeig muss sich ein fragwürdiges Werte-Verständnis heute nunmal gefallen lassen.
Foto 9: "Deshalb sei jedem nur empfohlen, sich in Stuttgart zu erholen." Meine Mitstreiterin hatte dieses Thema buchstäblich in Sekunden vor der Linse. Ich tat mich dagegen wirklich schwer. Als sei es schwierig, in Stuttgart Erholung zu finden. Doch eine Art der Entspannung die typisch für Stuttgart ist? Dafür kenne ich diese Stadt nicht annähernd gut genug. Als mich das Motiv nach weiteren 2 Kilometern fand, klang mir eine Song-Zeile aus dem Dschungelbuch im Ohr ("probier's mal, mit Gemütlichkeit..."). Nur auf Schwäbisch.
Foto 10: "Entdecken Sie die ganze Breite, Stuttgart von einer anderen Seite." Zielgerade. Und dazu endlich mal ein Thema nach meinem Geschmack. Jetzt nur noch das Licht subtrahieren. Mit dem backpack war das Stativ zackig zur Hand. Auf in den Untergrund. "Andere Seiten" sind schließlich nicht nur Rechts und Links.
Finish bei Calumet in Stuttgart. Und jetzt? Mit unseren flotten Schritten haben wir den maximalen Zeitrahmen deutlich, um ganze 90 Minuten, unterboten. Eine hochkarätige Jury bewertet in den kommenden Wochen alle individuellen Leistungen und wählt die besten Teilnehmer aus. Am 4.Juni 2016 werden im Zollamt Bad Canstatt die Sieger geehrt als auch eine Ausstellung mit den entstandenen Werken gezeigt. Diese Ausstellung ist für jedermann offen. Ich für meinen Teil bin um eine spannende Erfahrung reicher und setze das Event wohl auch 2017 wieder auf meinen Plan.
Als Begleiter werde ich ohne zu zögern wieder zum backpack greifen. Ganz ehrlich.
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