Laura Helena ist die Adresse schlechthin, wenn es um Fantasy People-Fotografie und verspielt romantische Photoshop- Kunst geht. Sie hebelt die Grenzen der Realität aus wenn Sie arbeitet, ist dabei aber dennoch eine echte, direkte Persönlichkeit, was auch ihre zahlreichen Schüler sehr schätzen. Da sie an kalten Tagen nur mit viel Überwindung das warme Bett verlässt, freuen wir uns umso mehr, dass sie heute bei uns ist:
"compagnon der Inspiration" - Teil 15
Kurzportrait
Laura ist mit ihren 26 Jahren nicht nur als Fotografin sondern auch als Trainerin in Deutschland, Österreich und der Schweiz sehr gefragt. Seit ihrem ersten großen Vortrag auf der Photokina 2014 ist sie in der Kreativ-Szene längst keine Unbekannte mehr. Wenn sie mal Zeit für einen gemütlichen Filmabend findet, schaut sie, wer hätte es gedacht, am liebsten bildgewaltige Fantasy-Steifen wie Herr der Ringe oder die Potter-Reihe. Für Laura passt hier etwas Rosenkohl ideal dazu, reiht er sich doch perfekt zwischen den anderen Erzfeinden Voldemort und Sauron ein.
compagnon: Guten Morgen Laura, schön dich bei uns zu haben. Man erkennt sofort, dass du aus der Reihe unserer bisherigen Interview-Gäste sehr hervorstichst. Dein Fantasy Style ist etwas Besonderes. Darum haben wir uns gefragt was zuerst da war? Deine Begeisterung für diesen Look und die dazu nötigen Kleider, Requisiten usw. oder doch deine Leidenschaft für die Fotografie?
Laura Helena: Guten Morgen, zuerst war natürlich die Kamera da. Ich war einfach noch garnicht in der Lage, solche Kostüme zu erstellen. Ich habe mich zuerst nur mit der Menschen- und Portrait-Fotografie beschäftigt, das war mir aber aber ganz ganz schnell nicht genug. Ich wollte mehr, war mit den Bildern nicht zufrieden, mir hat irgendwas gefehlt. Und deswegen habe ich schon nach wenigen Monaten angefangen, das Ganze auszuarbeiten und mit leicht herzustellenden Requisiten wie Blumenkränzen zu arbeiten.
compagnon: Das ruft einem ins Gewissen, dass nicht nur die Arbeit hinter der Kamera sondern auch die Leistung für ein bestimmtes Motiv entscheidend sein kann. Und du hast dir dann die Herstellung dieser aufwändigen Kleider, Kopfbedeckungen usw. selbst beigebracht?
Laura Helena: Ganz genau, angefangen habe ich mit Youtube Tutorials, aber natürlich auch viel durch Ausprobieren. Ich arbeite aber auch gern mit Designern zusammen, das heißt ich leihe mir Stücke aus. Eine Hand wäscht die andere, die Designer dürfen die Bilder verwenden, ich darf die Kostüme verwenden, so kommt man auch gut an ausgefallene Kostüme. Aber natürlich macht das Selbst-Erstellen wahnsinnig Spaß und erweitert das Spektrum an Kreativität. Darum möchte ich dieses Jahr Nähen lernen, damit die Kostüme in Zukunft noch besser & qualitativer werden.
compagnon: Beeindruckend. Deine Bilder leben neben den Kleidern natürlich auch von deinem Input als Photoshop Artist. Wie kam es dazu? Hast du dir das auch in Eigenregie angeeignet? Schließlich bist du heute eine gefragte Trainerin in diesem Bereich.
Laura Helena: Photoshop hat mich eigentlich seit der ersten Stunde sehr interessiert. Das mag daran liegen, dass ich früher schon viel gezeichnet habe und dann sich in der Fotografie mit Photoshop der Ausgleich angeboten hat. Gerade als ich dazu kam ein Zeichenbrett zu nutzen, hat mich das total daran erinnert, wie es ist zu Zeichnen. Viel habe ich mir anfangs selbst beigebracht, gestartet habe ich damals mit CS3. Ich habe auch die Fachschule für Fotografie besucht, immer weiter meinen Stil kreiert, meinen Workflow verbessert. Heute kann ich Photoshop nicht mehr wegdenken, es geht mit meiner Fotografie Hand in Hand. In der inszenierten Fantasy-Fotografie fängt Photoshop dort an, wo die Realität aufhört und die Phantasie beginnt.
compagnon: Du sagst du nutzt Photoshop um die Grenzen der Realität zu überwinden. Bedeutet das, dass das Basis-Bild aus der Kamera eine geringere Rolle spielt? Wie viele Shots benötigst Du typischerweise, bis du die passende Grundlage hast? Macht es dabei einen Unterschied, ob du ein kontrolliertes Studio-Umfeld hast oder Outdoor unterwegs bist?
Laura Helena: Das ist aber ein großes Missverständnis. Die Rohdatei ist mir sogar immens wichtig. Wenn sie optimal aus der Kamera kommt, ist Photoshop ein Leichtes. Dann muss ich nurnoch kreativ werden anstelle erstmal zu reparieren. Die Rohdatei muss deshalb perfekt sein. Dafür brauche ich auch nicht sehr lange. Falls das Konzept steht, kann es nach dem zehnten Bild schon fertig sein. Gerade wenn es um eine eigene Idee geht. Bei Kunden werden es meist circa 60 Bilder. Ich limitiere das etwas, damit der Kunde sich am Ende noch entscheiden kann. Ich arbeite zu 90% Outdoor, selbst für Composings teilweise, darum bin ich auch mit compagnon Produkten so zufrieden. Im Studio, wenn es für einen Kunden zu kalt ist, kommen Motiv-Hintergründe zum Einsatz, um den verträumten Stil zu erreichen.
compagnon: Und schon haben wir mit einem Irrglauben aufgeräumt. Gibt es noch eine Frage, die du in deinem Alltag als Trainerin und Workshop-Leiterin besonders oft hörst und wie beantwortest du sie?
Laura Helena: Oh ja, da gibt es tatsächlich noch eine. Die hört man allgemein als Selbstständiger und nicht nur als Trainer. Es wird die Behauptung gestellt, dass man lange ausschläft und ein sehr lockeres Leben hat. Das ist absoluter Quatsch, mein Tag beginnt immer zur gleichen Uhrzeit und zwar ziemlich früh. Es ist viel viel Arbeit als Selbstständiger die ganze Organisation unter einen Hut zu bringen. Der Job als Trainer und Fotograf bringt viel organisatorischen Aufwand mit sich, das unterschätzen viele.
24.01.
compagnon: Du hast vorhin dein Konzept erwähnt, welches du dir vor dem Shoot baust. Wo kommen die Ideen und deine Inspiration her? Schließt du dich heimlich in der Nähstube eines Designers ein und lässt die Kleider auf dich wirken?
Laura Helena: Nein natürlich nicht. Die Inspiration kommt oft von selbst aber auch aus Büchern, Filmen und Musik. Das sind richtig gute Inspirationsquellen. Aber auch Bastel-Material das ich in Dekoläden sehe kann mich inspirieren. Dann lege ich los und meistens kommen solche Kostüme dabei raus.
compagnon: Da Filme dich inspirieren und bei diesen die Möglichkeiten für einen maximalen visuellen Impact ja oft schier unbegrenzt sind, würden wir abschließend gern Folgendes wissen: Perfekte Welt für einen Tag. Ein Shooting in deinem Stil steht an, bei dem du aus deiner persönlichen Wunschbox alles frei wählen darfst. Models, Requisiten, Ausrüstung, Ort/Kulisse, Team... Geld spielt keine Rolle. Wie sieht dieses Shooting letztlich aus?
Laura Helena: Das ist schwer zu beantworten, letztlich hält man sich doch immer an die Dinge, über die man selbst verfügt. Aber wenn ich einen Tag lang das machen könnte was ich wollte, würde ich versuchen einen Jet zu chartern, mir das Model Maria Amanda krallen, sie ist einfach ein wunderhübsches Model, einen bestimmten Designer habe ich gerade nicht im Kopf, aber jemand der tolle Vintage Fantasy Dinger macht. Ein Make-Up Artist kommt auch mit in den Flieger und dann würden wir versuchen, so viele Länder an einem Tag zu erreichen wie möglich. An jedem Ort 1-2 Stunden shooten. Das ist wegen der Umweltverschmutzung zwar nicht so geil aber bestimmt witzig. Start im rauen Irland, bergig, felsig mit grünen Wiesen. Oder noch besser nach Norwegen mit den tollen Klippen und Fjorden. Dann Richtung Rumänien mit den tollen Wäldern, die es dort gibt. Weiter ans Meer und am Ende auf die Azoren, dort ist die Vegetation wundervoll. Mehr geht an einem Tag wohl nicht. Ziel wären harmonische Bilder, weniger das Storytelling. Die atemberaubenden Elemente wirken lassen.
compagnon: Vielen Dank dass du mit uns buchstäblich aus dem "Nähkästchen" geplaudert hast und unseren Lesern einen Einblick in deinen Workflow gewährt hast. Wir hoffen, dass dich im neuen Jahr noch viele neue kreative Köpfe kennenlernen, von dir lernen und deine Arbeit für sich entdecken. Wir wünschen dir ein erfolgreiches Jahr 2017 und freuen uns, dich in unserer compagnon Familie dabei zu haben. Alles Gute!
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