... oder warum ihr Island unbedingt im Winter besuchen wollt!
Habt ihr euch schon immer mal gewünscht ein richtiges Abenteuer zu erleben? Ehrfürchtig in der Natur zu stehen und zu erkennen, wie klein man selbst ist? Dann auf nach Island (vielleicht ist das im kommenden Winter ja sogar schon wieder möglich). Für Fotografen und für alle anderen ist Island ein unglaublich magisch schöner Ort.
Schon beim Packen ist alles anders als bei anderen Reisen. Thermo-Outdoorhosen, in denen Frau aussieht wie ein Sack Kartoffeln. Wanderschuhe, Mützen, Handschuhe, lange Unterwäsche (genau die, die man nie jemandem zeigen würde). Und allen voran wasserdichte Kleidung (Wassersäule idealerweise mehr als 22.000 mm). Tja, und mit Gummi-Galoschen im Koffer bin ich auch noch nie verreist. Ebenso ganz wichtig: Spikes für die Schuhe, wenn ihr nicht untermalt von isländischem Gelächter über den Parkplatz schlittern wollt. Regenschirm und alles Schöne bleiben zu Hause. Das Fotoequipment wird sicher im Explorer backpack verstaut, zusammen mit allem was besonders wichtig ist.
Schon der Flug ist anders. Der Pilot weist mit souveränem Unterton darauf hin, dass die nette Tüte vor einem im Sitz stets griffbereit sein sollte und man einen „bumpy flight“ vor sich hat. Aber schon der Anflug, in dem man staunend am Fenster die schwarz-weiße Vulkanlandschaft unter sich sieht, lässt sofort jedes Luftloch vergessen. Die isländischen Piloten sind übrigens wirklich sehr gut!
Am Airport in Reykjavik geht alles schnell, ein kleiner aber sehr moderner Flughafen. Flott haben wir unseren Allrad-Leihwagen (bucht keinesfalls etwas anderes!) trotz Windstärke 12 ergattert.
Es gibt gut ausgebaute Straßen über die ersten 40 Kilometer. Vielsagende Straßenschilder noch dazu. Dann aber findet ihr euch in der absoluten Einsamkeit wieder. Schnee, dunkle Vulkane, kein einziger Baum, absolut flaches Land. Bisweilen fährt man Kilometer weit über erkaltete Lava. Es ist einfach unglaublich.
Manchmal macht die Straße aus unerfindlichen Gründen einen Bogen. Hier hat ein Zwerg oder eine Elfe ihr Zuhause. Die Isländer respektieren das und stören nicht.
Wir hatten verschiedene fotografische & dokumentarische Aufgaben im Gepäck. Eine davon: Reynisfjara Black Beach, an der Südküste gelegen, ganz nah am kleinen Fischerort Vik, gilt als einer der schönsten Strände der Welt aber auch als einer der tödlichsten. Hier wurden Szenen für Blockbuster wie Star Wars, Games of Thrones und viele mehr gedreht.
Der explorer war so gepackt, dass man auf alles immer schnell zugreifen konnte, denn Wind, Regen, Schnee und der feine schwarze Vulkansand sind allgegenwärtig. Wir haben uns gut vorbereitet aber die mächtige Brandung an diesem Strand ist unvorstellbar. Sogenannte 'Sneaker Waves', die vom Atlantik mit einem lauten Donnern hereinbrechen, sind besonders bedrohlich. Sie überraschen dich, sehen ganz unscheinbar aus und rollen dann mit Macht über den schwarzen Strand. Der Sog des Wassers nimmt alles mit. Jedes Jahr kommt es hier zu Todesfällen - ob das ein Selfie wert ist, muss jeder selbst wissen.
Das lehrt uns Island schon am ersten Tag: Respektiere die Natur. Beim Abendessen, mit ausgesprochen leckerem Lachs, der ganz anders schmeckt als bei uns, haben wir uns auf etwas geeinigt: Kein Bild wird mehr entstehen, ohne dass wir genau aufeinander Acht geben.
Das stand im krassen Gegensatz zum nächsten Tag. Auf Einsamkeit eingestellt, mussten wir nun auch erfahren, was die Touristen auf Island wirklich machen: Ihr habt's geahnt. Selfies!
Nach einer 4 km Wanderung, über schwarzes Geröll hart erkämpft in gemeinsamer Einsamkeit, mit Stativ und Rucksack, kam der Black Beach am Sòlheimasandur in Sicht. Alle anderen Neugierigen sind einfach mit dem teuren Busticket gefahren. Der Black Beach ist ein Anziehungspunkt seit hier durch eine Notlandung am 21. November 1973 eine alte DC3 liegt.
Dieses Flugzeug, eher ein Gerippe, gleicht einem postapokalyptischen Grab, von Polarstürmen gezeichnet und von Einschusslöchern durchsiebt. Die unversehrte US Besatzung hat damals ein warmes Plätzchen gesucht und die alte Dame einfach etwas länger geparkt. Doch nun, 47 Jahre nach dem Absturz, spielt sich seltsames ab:
Menschen aus aller Welt pilgern in die spärlich bewohnte Gegend und suchen die abgelegene Unglücksstelle. Für die Anwohner ist dieser Ort quasi wie ein Topf Gold und so machen sie das Beste aus der Situation. Als Fotograf braucht man vor Ort natürlich Geduld und eine extreme Langzeitbelichtung.
Die Ringstraße führte uns weiter in den Süden. Vorbei an dem Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen Eyjafjallajökull, der 2010 den Flugverkehr fast weltweit lahmlegte. Etwa so wie dieser Tage. Entlang an hellblauen Gletschern und schwarzen vulkanisch erkalteten Strömen. Gummibärchen und Chips sind zwar kein besonders nahrhafter Lunch, aber einen Supermarkt oder Bäcker sucht man vergeblich. Die Stille und die Weite tat uns allen dennoch einfach gut.
Regen, Sturm, Schnee und manchmal Sonne waren ständige Begleiter. Gut durchnässt, dann paniert vom feinen schwarzen Sand durch den heftigen Wind. Der Explorer ist übrigens dicht - auch ohne Schutzhülle. Sehr beruhigend.
Am Vestrahorn, Teil eines Bergmassivs am Atlantik, die Reste eines Supervulkans, der hier vor etwa sechs Millionen Jahren aktiv war, entstanden im Sturm spektakuläre Aufnahmen. Wir durften uns nur nicht vom Wetter einschüchtern lassen. In der folgenden Nacht erlebte Island einen erneuten und heftigen Schneesturm.
Eiswürfel lutschen ist sicher für Viele eine bekannte Kindheitserinnerung. Wie wäre es mit einer Auffrischung der Erinnerung am Jökulsàrlón-Gletschersee? Ich konnte es nicht lassen und habe mir ein Stückchen Eis vom Gletscher in den Mund geschoben. Ein bisschen salzig und eiskalt. So also schmeckt Island. Manchmal kommt das Kind in mir durch und ich erlaube mir auch mal unüberlegt übermütig zu sein.
Mit 284 m ist dieser Gletschersee der tiefste See Islands. Auf rund 18 Quadratkilometern treiben die Eisberge. 1975 war der See halb so groß. Dann aber schmolzen die mächtigen Gletscher des Breiðamerkurjökulls ab und ließen den See in kurzer Zeit wachsen. Es ist eben jene Gletscherzunge, die einst bis ans Meer reichte und heute leider rund 3 Kilometer (!) vom Ufer entfernt liegt. Diese Gletscherzunge speist den Gletschersee Jökulsárlón mit schillernden Eisskulpturen. Das stimmt uns alle nachdenklich.
Direkt daneben der tiefschwarze Sandstrand. An den Uferrand werden zahlreiche Eisbrocken gespült und sie funkeln wie riesige Diamanten. Hier stellt sich mein Explorer backpack seinem Härtetest. Durch das stürmische Wetter gruben sich die Wellen unter der Eisschicht voran und überraschten mich, als ich gerade das Objektiv tauschte. Mit geöffnetem Rucksack, badeten Objektive, Glasfilter und ich selbst im eiskalten, feinsandigen Meerwasser.
Klar! Das musste natürlich wiedermal mir passieren. Aber eine rettende Hand war sogleich bei mir. Ohne Rucksack keine Ergebnisse. Schließlich hatte ich Bilder abzuliefern. Also erhielt mein guter compagnon eine Shampoo-Wäsche in der abendlichen Hotel-Dusche. Schrubbend und über meine eigene Unachtsamkeit schimpfend habe ich ihn vom Sand und Salz befreit, sowie das restliche Equipment in alle Einzelteile zerlegt.
Und was soll ich sagen: Am nächsten Morgen war er absolut trocken, einsatzbereit und sah aus wie neu. Zukünftig lass ich schlauerweise die Klappe zu und steck die Objektive von vorn um. Dann bleibt meine Ausrüstung sicher sauber und trocken.
Was wäre Island ohne das sagenhafte Lichtspiel am Himmel. Im Winter, bedingt durch die kurzen Tageslichtzeiten und langen Nächte stehen die Chancen ein Nordlicht zu sehen ganz gut. Es gibt sehr gute Apps, die euch zeigen, ob ihr euch an der richtigen Örtlichkeit aufhaltet oder wie groß die Chancen überhaupt sind (hier sind Aurora oder Aurora Forecast gute Optionen). Und wie bestellt gab uns Aurora Borealis die Ehre. Zwar völlig überraschend, dabei so heftig über dem Himmel tanzend, wie ein Strudel aus Licht. Staunend standen wir in der kalten klaren Nacht und bewunderten dies einmalige grandiose Schauspiel. Es berührt dich ganz tief in deinem Herzen und du veränderst dich.
Zum Fotografieren braucht ihr Folgendes: ein Stativ, 12-35mm Weitwinkel, idealerweise mit Offenblende f2.8 und ca. 8-20 Sekunden Belichtungszeit, als ganz knapp zusammengefasster Tipp. Habt ihr Fragen dazu, meldet euch einfach bei uns.
Island hat gezeigt was wahre Natur ist. Die Kraft der Elemente haben wir gefühlt, gehört und erlebt. Wie klein und unwichtig alles im Vergleich dazu erscheint und wie wichtig es ist, auf alles Acht zu geben. Wie wundervoll die Welt um einen herum ist, wie mächtig und wie gut uns die Ruhe der Einsamkeit tut. Mit dem Klang der brechenden Wellen im Ohr sind wir nun auf dem Weg nach Hause.
Der kleine explorer wurde von mir durch den ganzen Süden getragen. Etwa mit 12 kg Fotoausrüstung. Er wurde gebadet, gesalzen und dem extrem feinen Vulkansand ausgesetzt. Unzählige Male mit klammen Fingern geöffnet und geschlossen. Alles darin blieb trocken und gut verwahrt. Die Trageeigenschaften auch nach 15 km wandern, waren absolut angenehm und mein Rücken blieb schmerzfrei. Wir haben ihn auf Herz und Nieren getestet und schon fast sträflich behandelt... jetzt steht er treu neben mir, gepackt für neue Abenteuer und einem neuen Blog von unseren Erlebnissen als Fotografen.
Schau bei Daniela auf Instagram vorbei und genieße ihre großartige Arbeit.